Kommt man in der heutigen Zeit auf Loitsche zu sprechen, gibt es bei der
jungen Generation sofort den Hinweis, hier wohnte einmal "Tokio-Hotel". Doch
sind die Popp-Ikonen nicht die einzigen Persönlichkeiten welche das Dorf
bekannt gemacht haben. Schon in den 1950er-Jahre begann z.B. von hier aus
eine junge Frau die Radsportwelt zu erobern. Blicken wir zurück. Das absolute
Sportidol der damaligen DDR war zu diesem Zeitpunkt Radrennfahrer Täve
Schur, der besonders für die Jugend als Dauersportler des Jahres, zweifacher
Friedensfahrtsieger und Straßendoppeltweltmeister eine Vorbildwirkung ausstrahlte.
So fand auch die talentierte Elisabeth Kleinhans über die Stationen Handball
und Turnen zum Radrennsport. 1958 in ihrem ersten Rennen in Magdeburg
noch vom Pech verfolgt, gewann sie ein Jahr später für BSG, Lok Magdeburg
startend, den Klassiker „Rund um Berlin“. Es folgte 1960 die Berufung in die
noch recht junge Nationalmannschaft der DDR. Auf dem Sachsenring bei der
WM, in der Nähe des heutigen Chemnitz, gelang der international
unbekannten 20 jährigen Außenseiterin der nächste Paukenschlag. Sie spurtete
auf einen 3. Platz und kehrte mit Bronze nach Loitsche zurück, wo ihr ein
herzlicher Empfang bereitet wurde.
Nun wurde das Dorf und selbst
Magdeburg zu klein. Es folgte die Delegierung zum SC DHfK Leipzig und später
zum SC Leipzig. Sieben Deutsche Meistertitel auf der Straße und der Bahn, dazu
Gewinnerin vieler großen Radrennen im In- und Ausland (u.a. in China und
England) zieren ihre Erfolgsbilanz.
Fast vergessen, weil inzwischen mehrfach
verbessert, ein Weltrekord über 1 Kilometer. In die Radsportgeschichte ist für
immer ihr Sieg als erste Deutsche überhaupt, in der Straßenweltmeisterschaft
1965, festgeschrieben. Im spanischen Lasarte bei San Sebastian debütierte sie
ihre Konkurrentinnen und gewann mit einem langen Endspurt aus dem Feld
heraus und erkämpfte das begehrte Regenbogentrikot. In der Siegerliste steht
allerdings Eichholz, denn Elisabeth hatte inzwischen geheiratet.
Schon 1966
beendete sie ihre kurze aber äußerst erfolgreiche Laufbahn. Frauen-Radsport
war zu dieser Zeit keine Olympiasportart, wurde in den Folgejahren durch
gestrichene Sonderförderung in der DDR regelrecht vernachlässigt und in den
Betriebssportgemeinschaften (BSG) nur mühsam aufrecht erhalten. Bleibt die
Frage, was hätte unter z.B. heutigen Bedingungen aus dem Ausnahmetalent
noch alles werden können?
Aber sie sieht es locker – alles zu seiner Zeit und
die war schön!
Foto oben: Elisabeth Kleinhans (Eichholz) bei der Siegerehrung.
Bei ihrer ersten Weltmeisterschaft Platz 3 auf dem Sachsenring 1960.
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