Titelseite || Elisabeth Eichholz wurde 80 | Geburtstagsfeier zum 80. von "Eli"

Elisabeth Eichholz - die einst schnellste Frau der Welt wurde 80
E. Eichholz:

1965

und

2020

Kommt man in der heutigen Zeit auf Loitsche zu sprechen, gibt es bei der jungen Generation sofort den Hinweis, hier wohnte einmal "Tokio-Hotel". Doch sind die Popp-Ikonen nicht die einzigen Persönlichkeiten welche das Dorf bekannt gemacht haben. Schon in den 1950er-Jahre begann z.B. von hier aus eine junge Frau die Radsportwelt zu erobern. Blicken wir zurück. Das absolute Sportidol der damaligen DDR war zu diesem Zeitpunkt Radrennfahrer Täve Schur, der besonders für die Jugend als Dauersportler des Jahres, zweifacher Friedensfahrtsieger und Straßendoppeltweltmeister eine Vorbildwirkung ausstrahlte.

So fand auch die talentierte Elisabeth Kleinhans über die Stationen Handball und Turnen zum Radrennsport. 1958 in ihrem ersten Rennen in Magdeburg noch vom Pech verfolgt, gewann sie ein Jahr später für BSG, Lok Magdeburg startend, den Klassiker „Rund um Berlin“. Es folgte 1960 die Berufung in die noch recht junge Nationalmannschaft der DDR. Auf dem Sachsenring bei der WM, in der Nähe des heutigen Chemnitz, gelang der international unbekannten 20 jährigen Außenseiterin der nächste Paukenschlag. Sie spurtete auf einen 3. Platz und kehrte mit Bronze nach Loitsche zurück, wo ihr ein herzlicher Empfang bereitet wurde.



Nun wurde das Dorf und selbst Magdeburg zu klein. Es folgte die Delegierung zum SC DHfK Leipzig und später zum SC Leipzig. Sieben Deutsche Meistertitel auf der Straße und der Bahn, dazu Gewinnerin vieler großen Radrennen im In- und Ausland (u.a. in China und England) zieren ihre Erfolgsbilanz.

Fast vergessen, weil inzwischen mehrfach verbessert, ein Weltrekord über 1 Kilometer. In die Radsportgeschichte ist für immer ihr Sieg als erste Deutsche überhaupt, in der Straßenweltmeisterschaft 1965, festgeschrieben. Im spanischen Lasarte bei San Sebastian debütierte sie ihre Konkurrentinnen und gewann mit einem langen Endspurt aus dem Feld heraus und erkämpfte das begehrte Regenbogentrikot. In der Siegerliste steht allerdings Eichholz, denn Elisabeth hatte inzwischen geheiratet.

Schon 1966 beendete sie ihre kurze aber äußerst erfolgreiche Laufbahn. Frauen-Radsport war zu dieser Zeit keine Olympiasportart, wurde in den Folgejahren durch gestrichene Sonderförderung in der DDR regelrecht vernachlässigt und in den
Betriebssportgemeinschaften (BSG) nur mühsam aufrecht erhalten. Bleibt die Frage, was hätte unter z.B. heutigen Bedingungen aus dem Ausnahmetalent noch alles werden können?
Aber sie sieht es locker – alles zu seiner Zeit und die war schön!


Foto oben: Elisabeth Kleinhans (Eichholz) bei der Siegerehrung.
Bei ihrer ersten Weltmeisterschaft Platz 3 auf dem Sachsenring 1960.

Das WM-Trikot passt Elisabeth, die schon viele Jahre in Schönebeck wohnt, noch wie angegossen. Immer in Bewegung durch Gartenarbeit und alle Wege mit dem Fahrrad sind das Rezept der ehemaligen Sportlehrerin. Wir gratulieren recht herzlich zum 8o.Geburtstag!

Im Namen aller Radsportfreunde von Sachsen-Anhalt:
Radsportlegende Täve Schur (2xWM + 2X FF-Sieger),
Dr. Reiner Buchheim (Obmann der Bundes-Ehren-Gilde von Sachsen-Anhalt),
Günter Grau (Ehrenpräsident des LV Radsport von Sachsen-Anhalt),
Dr. Wolfgang Arendt und Hansi Ruszcyk (Täve-Team-online).

© 2020 radsportonline.com  / Text: Günter Grau (Radsport-Ehrenpräsident des LV Sa.-Anhalt)
Fotos: Privatarchiv Eichholz und Buchheim / Content: Grau + Buchheim (Täve-Team-online)