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Titelseite || Wir erinnern an "Paule" Dinter

20. Todestag von "Paule" Dinter
Wir erinnern an einen großen des DDR-Radsports
Foto oben:
Friedensfahrt 1952 - Paul Dinter im DDR-Nationaltrikot führt das Hauptfeld an.


Foto links:
Paul Dinter (2.v.l.) bei der DDR-Rundfahrt im Jahre 1952 zusammen mit der Mannschaft MOTOR I. Sie trugen damals das ROSA-Trikot der führenden Mannschaft der DDR-Rundfahrt.

Paul "Paule" Dinter
* 6. August 1922 in Berlin-Lichtenberg / † 18. Mai 2001 in Cottbus

Paule wuchs im brandenburgischen Zeesen auf und absolvierte nach der Volksschule eine Lehre zum Schlosser und Dreher. 1940 schloss er sich dem Radlerclub 1898 in Mittenwalde an. Er wurde brandenburgischer Jugendmeister und setzte im Männerbereich ein Achtungszeichen, als er bei dem Radsportklassiker Berlin–Cottbus–Berlin den zweiten Platz belegte.

Paule startete 1946 beim Eintagesrennen Rund um Berlin und errang Platz 10. Im Jahre 1950 trat er der neu gegründeten Betriebssportgemeinschaft (BSG) Lowa/Motor in Wildau bei. Im selben Jahr erreichte er mit Platz vier und zwei Etappensiegen bei der DDR-Rundfahrt sein bestes Ergebnis bei diesem Etappenrennen, an dem er in den 1950er-Jahren regelmäßig teilnahm.

1951 nahm Paule als Kapitän der DDR-Nationalmannschaft erstmals an der Internationalen Friedensfahrt teil. Mit Platz sechs bei der fünften Etappe erzielte er sein bestes Ergebnis, als zweitbester DDR-Fahrer kam er in der Gesamtwertung der Tour auf Rang 14. Nachdem er bei seinem zweiten Friedensfahrt-Auftritt 1952 (wiederum als Mannschaftskapitän) 25. geworden war, bestritt Paule 1953 seine letzte Friedensfahrt. Er kam beim sechsten Tagesabschnitt zum zweiten Mal in seiner Friedensfahrt-Laufbahn mit Platz acht unter die besten Zehn und wurde, nach einem schweren Sturz auf der letzten Etappe, der ihn fast zum Aufgeben zwang, in der Endwertung 28. Mit dem DDR-Team gewann er jedoch erstmals die Mannschaftswertung.

Bei den DDR-Straßenmeisterschaften erreichte Paule 1951 mit Platz drei sein bestes Ergebnis. Seine fehlende Spurtschnelligkeit verhinderte, dass er bei bedeutenden Rennen öfter einen Podestplatz eroberte. Zu diesen wenigen Erfolgen gehört der dritte Platz beim 1953er DDR-Klassiker Berlin–Leipzig.

Auch nach seinem Rücktritt vom aktiven Renngeschehen 1957 engagierte sich Paule weiter für den Radsport und wurde Sektionsleiter und Übungsleiter bei der der BSG Motor Wildau. Er war zu DDR-Zeiten als Dreher im Schwermaschinenbau Wildau tätig.

Als ehemaligen Vorzeigesportler der DDR verlangte man von Paul Dinter, dass er sich als Berufsausbilder verpflichten sollte, die "Jugend sozialistisch zu erziehen". Als praktizierender Katholik weigerte sich Paule, diese Verpflichtung zu unterschreiben, woraufhin er im Radsport keine Funktionen mehr ausüben durfte.

1993 gehörte Paule zu den Mitbegründern des RSV 93 Königs Wusterhausen/Wildau, des Nachfolgers der Sektion Radsport von Motor Wildau. Im selben Jahr rief er die Radtourenfahrt „Vor den Toren Berlins“ für den Breitensport ins Leben. Paule starb im Alter von 78 Jahren. In seinem Heimatort wurde eine Sporthalle nach ihm benannt, und der RSV 93 veranstaltet jährlich ein Paul-Dinter-Gedenkrennen.

Ein umfangreicher Nachlass von Paule wird in einem Familien-Archiv aufbewahrt. Sein Sohn Raimund Dinter war ebenfalls ein aktiver Radsportler und ist heute als Funktionär und Trainer bei Motor Wildau tätig. Johannes, Paules Urenkel, verspricht mit seinen ersten Erfolgen auch ein sehr guter Radrenner zu werden.

 


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