Titelseite || Günter Grau mit der Schale "DDR-Sportler des Jahres"


Günter Grau mit seinem sensationellen Fund:
Die Ehrenschale für den DDR-Sportler des Jahres,
gestiftet von der Zeitschrift "Junge Welt"
 
 
 
Trödelmarktfund - Täve Schur 9x auf der Ehren-Schale
für den "DDR-Sportler des Jahres" verewigt
Im Zeitraum der sogenannten Wendejahre (ca. 1989-1995) blühte das Trödelgeschäft überall in Deutschland. Die alten Bundesländer witterten das große Geschäft und der Osten versuchte „Rock und Stock“ zu Geld zu machen. Dadurch vergrößerte sich der Fundus der Märkte beachtlich und es entwickelte sich auch eine Trödeljagd nach der größten Rarität.

Für mich machte ihn Jemand, als er in Braunschweig zu einem überschaubaren Preis eine versilberte Messingschale erwarb. Eigentlich nahm er sie nur mit, weil der Name von Täve Schur mehrfach eingraviert ist. Da er kein Sportsammler war, bot er die Schale zu einem späteren Zeitpunkt dem Friedensfahrt-Museum in Kleinmühlingen an. Fair für den Erwerbspreis, was das Museum ablehnte. Durch diese vorher nicht zu erwartende Reaktion kam ich ins Spiel und war glücklich!

Zusammen mit einem Magdeburger Freund erforschten wir Herkunft und Geschichte des Objekts. In der DDR fand von 1953 bis 1989 eine Sportlerwahl im Rahmen einer Leserumfrage der Tageszeitung „Junge Welt“ statt. Diese Sportler des Jahres der DDR wurden auf der Schale verewigt. So Täve zwischen 1953 und 1989 insgesamt neunmal – bis heute unerreicht. Aus dem Lager des Radsports ist noch der Name Klaus Ampler (1963) zu finden. 1966, die letzte Gravur der Schwimmer Frank Wiegand aus Rostock. Aber warum das abrupte Ende, die Schale hat doch noch genügend Platz für weitere Sportler?

Im Oktober 2008 traf ich beim Abschiedsrennen von Steffen Wesemann in Wolmirstedt den bekannten Sportjournalisten Manfred Hönel und bat um Auskunft. Er hatte Jahrzehnte für die „Junge Welt“ geschrieben und konnte zunächst gar nicht glauben, dass diese erste Schale noch existierte. Sofort griff er zum Handy und fragte bei Volker Kluge nach. Zusammen mit dem lebenden „Sportlexikon“ kamen wir zu folgenden Ergebnis: Im Jahr 1965 wurde der Mittelstreckenläufer Jürgen May zum Sportler des Jahres gewählt. Nachdem er 1967 in die BRD gewechselt war, hielt man es für unwürdig den Namenszug eines Verräters der sozialistischen Sportbewegung auf der Schale zu belassen und zogen diese Trophäe ein.

Zunächst wurden die Medien bereinigt, indem May diese Ehrung aberkannt und der Zweitplatzierte Peter Ducke/Fußball nachrückte. Dann wurde die Schale eingezogen und war seitdem verschollen. Dafür kam ein anderer Pokal, wiederum herausgegeben von der „Jungen Welt“. Übrigens nach der Deutschen Einheit wurde Ducke wieder auf Platz 2 gesetzt und May kann den Titel „DDR-Sportler des Jahres 1965“ wieder in Anspruch nehmen.

Ich bewahre diese Schale als ein Relikt der nationalen Ehrung bzw. als ein wesentlicher Teil einer gelebten Sportgeschichte und Zeitzeuge einer deutschen Teilung, auf einem Ehrenplatz in meinem Archiv auf.

Wertsteigernd ist natürlich unser Freund Täve Schur, der diese Schale so oft wie kein anderer gewinnen konnte. Zu den neun Einzelehrungen kam noch bei ihm 1963 ein Mannschaftssieg dazu. In diesem Zusammenhang muss auch Sohn Jan Schur Erwähnung finden, der 1988 als Olympiasieger und 1989 als Mannschafts-Weltmeister diese höchste Ehrung erfuhr.
 








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