Beim ersten Einzelzeitfahren zeigte sich die Tour
von ihrer emotionalen Seite, für die viele Fans das
bedeutendste Straßenradrennen der Welt so sehr
lieben.
Während des Anstiegs zur Cote de Curtil-Vergy
wurde Lokalmatador Bernard nämlich plötzlich von
den Zuschauern, darunter offensichtlich auch
Bekannte und Freunde des Franzosen, umringt.
Die Unterstützer hielten Plakate mit einem Bild des
32-Jährigen hoch und feuerten ihn lautstark an, der
Profi vom Team Lidl-Trek genoss das Bad in der
Menge sichtlich. Am Ende stoppte der Pulk den
Sohn des früheren Tour-Dritten Jean-François
Bernard (62) sogar auf der Strecke.
Die Pause nutzte er, um seiner Frau und seinem
kleinen Sohn einen Kuss zu geben, ehe es angepeitscht von den Fan-Massen rasch weiterging.
In den sozialen Netzwerken kam das Video der zuckersüßen Kuss-Unterbrechung ganz hervorragend an - nicht so aber beim
UCI.
Die Offiziellen des internationalen Radsport-Dachverbands brummten Bernard für den Zwischenstopp bei der 111.
Frankreich-Rundfahrt eine Geldstrafe in Höhe von 200 Schweizer Franken (rund 205 Euro) auf.
Dazu muss noch gesagt werden,

dass Julien Bernard trotz der kurzen Pause noch eine gute Zeit fuhr. Zum Sieger Remco Evenepoel hatte er nur 3:11 Minuten verloren. Das war der 61. Platz. Den letzten 174. Platz belegte Fabio Jakobsen (Team dsm-firmenich-PostNL) mit einem Rückstand von 6:17 Minuten;

dass Julien Bernard für eine zutiefst menschliche Aktion von den Tour-Oberen in nicht plausibler Weise bestraft wurde. (Solche STOPPS gab es schon davor!)
Julien Bernard sagte dazu: "Ich würde die 200 Franken jederzeit wieder zahlen, um diesen Moment noch einmal zu erleben. Ich
wusste, dass meine Frau und meine Freunde irgendetwas am Anstieg organisieren würden. Es war ein
traumhafter Moment. Ich habe es genossen!"
Nebenbei bemerkt:

Der Franzose Julien Bernard belegt nach der ersten Tour-Woche in der Gesamtwertung den 32. Rang. Im UCI-Ranking belegt er Platz 440. In dieser Wertung führt Tadej Pogacar mit 9510 Punkten vor Jonas Vingegaard mit 5240 Punkten. Der Letzte im weltweiten Profi-Ranking ist der Kanadier David Olejnczak auf Platz 3362. Julien fährt im zehnten Jahr für Lidl-Trek (vorher Trek-Segafredo) und errang bisher 4 Profi-Siege, davon einen UCI-Sieg.