Im zweiten Teil des Forums wurden dann die Ehrengäste vorgestellt, denn die Organisatoren
hatten sich umfangreich bemüht, einige hochkarätige DDR-Rennfahrer, die in Gersdorf gefahren
und Siege und gute Platzierungen erreicht hatten, dazu einzuladen.
Gekommen waren Andreas Petermann und Martin Goetze, die
aus Leipzig mit dem Rad anreisten, Thilo Fuhrmann aus Pirna, der Chemnitzer Wolfgang Lötzsch,
die Brüder Karlheinz und Wolfgang Miersch und der mit 83 Jahren Älteste im Bunde, der 3-fache
DDR-Querfeldein-Meister Günter Mosch aus Dresden.
Alle Erfolge dieser Elite-Fahrer aufzuzählen
würde den Umfang dieses Berichtes sprengen, deshalb soll nur pauschal benannt werden, dass sie
als Mitglieder der DDR-Nationalmannschaft Siege und Platzierungen bei der Friedensfahrt und
anderen bedeutenden Eintagesrennen und Rundfahrten im In-und Ausland einfuhren: Andeas
Petermann Olympiasieger im 100-km Mannschaftszeitfahren, Martin Goetze vierfacher DDR
Straßenmeister und letzter DDR-Etappensieger bei der Friedensfahrt, Wolfgang Lötzsch DDR
Meister in der 4000-m-Einzelverfolgung auf der Bahn und mit 550 Siegen einer der erfolgreichsten
DDR-Fahrer, Thilo Fuhrmann, der neben seinen zwei DDR-Meistertiteln nach der Ausdelegierung aus
dem DDR-Sportfördersystem viele Siege insbesondere in Polen errang.
Im Rahmen eines kleinen Gespräches, dass Klaus Gärtner mit den Gästen führte, wurden einige
Episoden aus ihrer Radsportkarriere zum Besten gegeben. Nach dem offiziellen Ende der
Veranstaltung beantworteten die Ehrengäste noch bereitwillig Fragen der interessierter Besucher.
Ein kleines, sehr fleißiges Team um Hauptorganisator Wolfgang Fechner hatte sich im Vorfeld des
Dorfjubiläums viele Gedanken gemacht, um dieses Radrennen, das insgesamt 35 mal stattfand (von
1950 mit kleineren Unterbrechungen bis 1986) nochmals zu würdigen.
Viele Jahre waren ja die
Bewohner der Orte an der Strecke zwei Tage regelrecht im Rennfieber, denn bereits am Sonnabend
waren auf der Strecke viele Rennfahrer unterwegs, bevor am Sonntag dann die Rennen der Jugend
klassen und Junioren Leistungsklassen I bis III stattfanden. Mehrmals wurde auch ein Rennen für
Frauen ausgerichtet.
Viele der Fahrer reisten damals noch mit der Eisenbahn an, wurden dann in
Privatquartieren, die die Einwohner bereit stellten, untergebracht. Insofern nahmen ein großer Teil
der Bevölkerung über die vielen Jahre regen Anteil an dem Rennen, nicht zuletzt natürlich dann am
Sonntag als Zuschauer an der Strecke.


Rudolf Haynk
und die lange Radsporttradition in Gersdorf
Anlässlich der 800-Jahrfeier der Haselbachtaler Orte Bischheim und Gersdorf wurde auch an das
traditionelle Radrennen auf dem 11,3 km langen, anspruchsvollem Rundkurs von Gersdorf über
Weißbach-Steina und Möhrsdorf erinnert.
Ursprünglich als „Rund um den Hubenberg“ ins Leben
gerufen, war insbesondere in den sechziger Jahren die Ausschreibung „Großer MTS-Preis der DDR
um den Sonnen-Drachen-Wanderpokal“ gebräuchlich, später auch „Großer Preis der Landtechnik
der DDR“ bis hin zum eher einfachen „Rund um Gersdorf“ üblich.

Das resultierte daraus, das der Sieger des Hauptrennens
traditionell eine komplette Couch-/Sesselgarnitur gewann, die vom Initiator und Hauptorganisator
des Rennens, Sportfreund Rudolf Haynk, selbstständiger Tapezier- und Polstermeister, selbst
angefertigt und gestiftet wurde.
Rudolf Haynk (siehe Foto rechts) war in den zwanziger Jahren selbst als Rennfahrer
aktiv und hatte sich auch, nachdem er sich als Selbstständiger seine Werkstatt unmittelbar an der
späteren Start-und Zielgeraden eingerichtet hatte, seine Leidenschaft für den Radsport bis ins hohe
Alter erhalten.
Nach seinem Tod 1984 übernahmen Jürgen Elitzsch und Hartmut Kliemann, der
Schwiegersohn von Rudolf Haynk, die Organisation der letzten Rennen. Der Kamenzer Jürgen
Elitzsch, selbst langjähriger und erfolgreicher aktiver Radrennfahrer, hatte das Rennen übrigens in
den sechziger Jahren nach großartiger Leistung in der Jugendklasse gewonnen.
Bei den Rennern war auch die
Titulierung
„Sesselrennen“ populär
Daraus resultierte auch der Gedanke der Organisatoren, im
Rahmen eines Sportlerforums die Geschichte des Radsports in Gersdorf in der Form einer
interessanten Video-Präsentation in der Sporthalle der Schule nochmals darzustellen. Und die
Resonanz der Bevölkerung war riesengroß. Die vorbereiteten etwa 120 Sitzplätze reichten bei
weitem nicht, alle verfügbaren Sitzmöglichkeiten mussten noch herangeschafft werden, um die
Anzahl der Stehplätze zu minimieren. Es kamen nicht nur die Älteren, die die Rennen noch selbst
miterlebt hatten, sondern auch viele Jugendliche, die sich dafür interessierten, was in ihren
Heimatorten für tolle Sportveranstaltungen stattfanden.
 |
 |
Täve Schur erhält nach seinem Sieg bei den DDR-Meisterschaften 1961 in Gersdorf den Sonnendrachen-Wanderpokal. |
Bild oben:
In Gersdorf fanden die DDR-Meisterschaften dreimal statt - das sind die Ergebnisse mit den jeweils drei Erstplazierten.
Bild links:
Auf dem Sonnendrachen-Wanderpokal (1959 - 1965)
sind die Sieger im Rennen "GROSSER M.T.S.-PREIS GERSDORF"
zusammen mit dem Datum des Events eingraviert.
|
|