Startseite || Nachruf Siegfried Grallert

Die Teilnahme von Siegfried Grallert (2.v.r.) beim Radrennen im Rahmen des Fernseh-Städteduells am 9. April 1966
war für ihn die letzte große radsportliche Herausforderung am Ende seiner Karriere als Radrennfahrer.


Das Team bestand aus folgenden Fahrern der BSG Einheit Freiberg (in blauen Friedensfahrttrikots):
Hans-Jürgen Windisch, Rolf Reisig, Siegfried Grunau, Harald Pahlitzsch, Reiner Buchheim,
Werner Klawun, Siegfried Grallert und Werner Pagacz (von links nach rechts) 


Siegfried Grallert
Teamkapitän
beim Radrennen
im Rahmen des
Fernseh-Städteduells
am 9. April 1966

Siegfried Grallert - Nachruf

Am 13. August 1939 wurde Siegfried Grallert geboren und am 24. November 2025 ist er im Alter von 86 Jahren von uns gegangen.

Siegfried hat viele Spuren in seinem Leben hinterlassen, die bleiben: im Radsport, in seiner Heimatstadt Freiberg und vor allem in den Herzen der Menschen, die ihn kannten. Siegfried gehörte zu jener Generation von Sportlern, die nicht wegen Ruhm oder Titel fuhren, sondern aus Leidenschaft, aus Hingabe und aus einer tiefen Liebe zum Radsport. Er war einer der erfolgreichsten Freiberger Radsportler, die von Rudi Pietsch trainiert wurden.

Siegfried fuhr Radrennen in einer Zeit, wo es noch schwierig war, gutes Material für die Rennmaschine zu bekommen. Mit 17 Jahren, im Herbst 1956, begann er als Jugendfahrer mit dem Radsport bei der BSG Einheit Freiberg. Ab 1958 fuhr er in der Juniorenklasse. Siegfried stieg schon nach den wenigen Monaten in die Leistungsklasse II auf.

Zu den großen Erfolgen Siegfrieds in der LK. II zählen vor allem seine zwei Siege und ein zweiter Platz bei „Rund um Sebnitz“, dem bis heute traditionsreichsten und internationalen Radrennen in Sachsen. Auch den prestigeträchtigen Diamantpreis von Karl-Marx-Stadt konnte er gewinnen. Im Jahre 1961 wurde Siegfried beim SC Wismut Karl-Marx-Stadt aufgenommen.

Weitere Erfolge waren der zweite Platz bei „Rund um Hainichen“ (1961), der 6. Platz beim „Großen MTS-Preis“ in Gersdorf und der Sieg beim DDR-Auswahlrennen „Rund um die Hainleite“ in Erfurt. Seine Laufbahn beendete er 1964 mit einem 12. Platz bei den damaligen Bezirksmeisterschaften.

Ein Jahr später stieg Siegfried nochmals auf das Rennrad, um an einem für Freiberg sehr bedeutenden Radrennen teilzunehmen: Fernseh-Städteduell am 9. April 1966. Er gehörte zu einer Mannschaft aus acht Radrennfahrern der BSG Einheit Freiberg. Dieses Team wurde u.a. mit einem blauen Friedensfahrttrikot geehrt.

Ein weiteres eindrucksvolles Symbol seines sportlichen Lebens war sein grünes Diamant-Friedensfahrtrad, das Täve Schur 1957 beim „Course de la paix“ fuhr. Ein Rad, das eine Geschichte in sich trägt. Dieses Rad wurde 2010 beim 125-Jahre-Diamant-Jubiläum sogar von Täve Schur präsentiert, dem Vorbild einer ganzen Sportlergeneration. Es tauchte in einem MDR-Filmbeitrag wieder auf und brachte Menschen dazu, sich an Siegfried zu erinnern – mit Respekt, mit Staunen, mit einem Lächeln. Ein einfaches Rad – und doch ein Denkmal.

Auch lange nach seiner aktiven Zeit blieb Siegfried ein Teil der Radsportwelt. 2015, beim Großen Diamant Preis in Hartmannsdorf, wurde er als einer der „Helden des Radsports von einst“ eingeladen. Gemeinsam mit bekannten Sportlern wie Thomas Barth, Jan Schur und Günter Auerswald stand er dort – nicht als Star, sondern als einer, der Geschichte geschrieben hat. Als einer, den man nicht vergessen hatte. Wer ihm dort begegnete, erinnerte sich an seine Bescheidenheit. Ein ganz besonderes Lob gebührt seiner Frau Renate. Sie hat Siegfried nicht nur unterstützt, sondern motiviert und ihm in jeder Lebensphase zur Seite gestanden.

Doch Siegfried war nicht nur Rennfahrer. Er war ein Mensch, der Nähe schuf. Ein Freiberger, der seiner Stadt treu blieb. Ein Mann, der half, der sich engagierte, und bei der Wiederbelebung des Radrennens „Rund um die Hohe Esse“ aktiv dabei war.

Wir nehmen Abschied von einem Freund, auf den man sich verlassen konnte. Siegfried Grallert hat Spuren hinterlassen, die bleiben. In den Erinnerungen, in den Gesprächen, in den Herzen derer, die ihn kannten.

Möge Siegfried in Frieden ruhen.

Wir werden Siegfried Grallert ein ehrendes Andenken bewahren

Im Namen aller Freiberger Radsportler

Hartmut Kern, Hans Thiers und Reiner Buchheim

Siegfried Grallert
zu Besuch
in Wünsdorf bei
Werner Ruttkus
am 9. Mai 2018
Siegfried Grallert (links neben Täve Schur, in der hinteren Reihe) beim Besuch des Friedensfahrtmuseums im Jahre 2017.
Er organisierte neben diesem Event auch andere Exkursionen der ehemaligen Radrennfahrer der BSG Einheit Freiberg.
Unvergessen sind die Besuche beim Radsportjournalisten und Sachbuchautoren Werner Ruttkus,
der ein Radsportmuseum mit dem Namen "Speichensport-Galerie" in Wünsdorf bei Zossen führt.
Auf der Info-Tafel zum Rennrad steht:

Diamantrennrad Modell „Friedensfahrt“
Baujahr: 1955 / Rahmenhöhe: 57 cm
Gebaut für G. A. Schur
Gespendet für die „kleine Friedensfahrt“ DDR-Ausscheid

Gewonnen von Peter Zimmermann aus Sohra bei Freiberg
beim kleinen Preis des Sportechos auf dem Sachsenring 1958

Restauriert von S. Grallert aus Freiberg

Leihgabe für das Museum
(mehr dazu auf www.diamantrennradkult.de)
Täve Schur, Peter Zimmermann und Siegfried Grallert (von links) im Gespräch über das restaurierte Rennrad vom zweimaligen Friedensfahrtsieger und zweifachen Radweltmeister (siehe Foto links).
Das Foto entstand bei einem Besuch im Friedensfahrtmuseum.


Zwischen beiden Helden der Landstraße, Täve Schur und Siegfried Grallert, steht Peter Zimmermann, der 1958 dieses Diamantrennrad Modell „Friedensfahrt“ (das ehemals Täve Schur fuhr) als Siegprämie beim Preis des Sportechos gewann.

Dieses Rad wurde 2010 beim 125-Jahre-Diamant-Jubiläum sogar von Täve Schur präsentiert, dem Vorbild einer ganzen Sportlergeneration.


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